Eigentlich kaum zu glauben, dass es einen Punkt gab, an dem die Musik im Leben von Chris Breheny nicht die Hauptrolle gespielt hat. Dass sie damals eher im Hintergrund mitlief und bloß ein Soundtrack für den jungen Iren war – also noch nicht Lebensmittelpunkt und wichtigstes Ventil. Aber es stimmt: Bis zu seinem 15. Lebensjahr war die Musik noch keine Selbstverständlichkeit, kein sinnstiftendes Element für den nach längerem Zwischenstopp in London aktuell in Berlin lebenden Künstler, der sich Moncrieff nennt. Wenn man ihm also damals verraten hätte, dass irgendwann selbst Elton John und Avicii bei seinen Songs hellhörig werden würden, hätte er das wohl mit einem Fingertippen an der Stirn quittiert – und kein Wort davon geglaubt. „Ich bin nun mal auf dem Land aufgewachsen, und in dem Teil von Irland war die Musik eher etwas, auf das man herabschaute in manchen Kreisen. Stattdessen machte man als Jugendlicher halt eher Sport, um dazuzugehören“, so Moncrieff, der in seinem Sound klassische Soul/R&B-Einflüsse in zeitgenössisch-elektrisierten Pop verwandelt.
Chris’ musikalische Reise begann im Alter von sechzehn Jahren mit dem tragischen Verlust seiner Schwester: „Ich habe alle paar Tage die Schule geschwänzt, bin mit dem Moped meines Bruders an den einsamsten Ort gefahren, den ich finden konnte, und habe dort stundenlang alleine Musik gehört.“ Obwohl er an dem Punkt noch kein einziges Lied geschrieben hatte, wurde die Musik zu einer ständigen Quelle des Trostes und der Ermutigung, zu einem immer wichtigeren Ventil. Schließlich hat „man ja sonst mit 16 noch nicht so die Kanäle, um seine Gefühle auszudrücken“, wie er sagt.
Zwei Jahre später schubste ihn das Leben noch tiefer in ein Loch – und noch weiter in Richtung Songwriting: Auch sein größerer Bruder war plötzlich nicht mehr da. „Ich hatte an dem Punkt immerhin eine Band, mit der wir in den Pubs bei uns in der Gegend auftraten.“ Coversongs und Kompromisse. Andere Musikgeschmäcker und übernommene Posen. „Wir waren auch noch ziemlich mies – aber das gehört wohl zum Leben dazu.“
Das emotionale Chaos jener Phase hatte auch sein Gutes: Es machte Chris endgültig zu einem Songwriter. Die Tragik und der Zerfall der Familie machten ihm klar, dass die Musik mehr für ihn war, „dass sie eine Sache war, ohne die ich nicht mehr leben konnte.“ Auch das Jurastudium, das er zwischenzeitlich begonnen hatte, die Vision einer klassischen Laufbahn und eines eher gewöhnlichen Lebens: plötzlich wirkte das alles dermaßen falsch, weil genauso fragil und volatil, dass daran nicht mehr zu denken war. Er wollte seinen Traum leben – und zwar unbedingt. „An dem Punkt fasste ich den Entschluss, diesen Weg zu gehen. Ich musste einfach nach London gehen und Musik machen: soviel ich konnte, jederzeit. Ab dem Punkt schrieb ich einfach nur Songs: Ich konzentrierte mich voll darauf, um herauszufinden, wer ich bin, was ich sagen will.“
Begriffe wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit beschreiben seine neue Songs zu 100 %. „Nachdem ich jetzt vier Jahre lang intensiv schreibe, habe ich inzwischen die Tools, um wirklich persönliche, schlichte, direkte Songs zu erschaffen, die ganz ohne Effekte auskommen, die einfach eine kleine Geschichte erzählen.“ Gerade dieses „ohne Firlefanz“ wiederholt er gleich noch einmal, und ergänzt: „Mir ist wichtig, dass die Leute wissen, dass es echt ist, wenn ich meinen Mund aufmache. Egal, ob es nun ein Lovesong ist oder ein Stück, das von einem anderen Aspekt meines Lebens handelt. Es geht immer um Geschichten, mit denen sich die Leute im Idealfall identifizieren können.“
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